Wirtschaftsprüfung

 

OFT FEHLEN GEEIGNETE GESPRÄCHSPARTNER

 

 

Revision: Jahr für Jahr gilt es vor mehr oder weniger fremden Kontrolleuren Einblick in vertraulichen Geschäftszahlen zu geben. Dass oft lediglich Fehler, nicht aber mittelfristige Risiken entdeckt werden, ist die Regel. Es geht aber auch anders. Urs Stüssi (S) und Roland Hofer (H) von der Treuhandfirma BTO in Zürich erklären wie.

 

Die Gesetzgebung zur Revision wurde per 1.1.08 zu Gunsten der KMU geändert. Für KMU gibt es die neue Möglichkeit der eingeschränkten Revision und für die Revisoren Standards und Kontrollen. Sind Sie zufrieden mit den Neuerungen?

Urs Stüssi (US): Im Wesentlichen ja, denn die Revision, die auf Grossbetriebe dimensioniert war, war wirklich der falsche Hut für KMU. Auch mussten bisher ja nur Aktiengesellschaften geprüft werden, und das war ein Witz, schliesslich gibt es auch andere wirtschaftlich bedeutende Unternehmungen oder Institutionen mit einer anderen Rechtsform, so z.B. GmbH.

 

Roland Hofer (RH): Die Revision ist jetzt standardisierter und auch qualifizierter. Gerade im KMU-Bereich gab es bisher oft Gefälligkeitsrevisionen, wo der Revisor vielleicht auch der Fussballkumpel war und gerne mal ein Auge zudrückte. Neu gibt es scharfe Zulassungsbestimmungen für Revisoren und sie werden von einer Aufsichtsbehörde des Bundes kontrolliert. Dabei wird auch darauf geachtet, dass der Revisor ein ausgewogenes Portfolio hat und nicht in einer Abhängigkeit zu einem Grosskunden steht.

 

Gibt es auch Neuerungen, die Sie negativ einschätzen?

RH: Neuerungen nicht, nein. Aber ein Problem bleibt: Die Öffentlichkeit denkt, ein geprüftes Unternehmen sei automatisch auch ein gutes. Geprüft wird aber lediglich die Korrektheit der Buchführung und Bilanzierung. Geprüft heisst somit eigentlich nur, dass in diesen Betrieben keine wesentlichen Fehler gemacht wurden. Das ist nicht immer ganz leicht zu kommunizieren.

 

Die Revision wird von vielen als mühsam empfunden und Revisoren, die einem auf die Finger schauen, mag niemand so recht. Stört Sie das?

US: Wir verstehen unser Handwerk anders und bieten unseren Kunden wesentlich mehr als lediglich eine Kontrolle. Wenn wir die Bücher prüfen, fallen uns ja immer auch andere Dinge auf, mögliche Risiken oder auch Chancen. Auf die weisen wir hin. Dabei sehen wir uns eher als Diskussionspartner denn als Kontrolleure. Das schätzen die Unternehmer sehr.

 

RH: Die Geschäftsführer von KMU kennen die Schwachpunkte ihrer Unternehmen ja meistens, oder sie spüren, wenn sich der Markt verändert. Aber der Druck des Tagesgeschäfts ist oft so gross, dass solche Gedanken verdrängt werden. Zudem fehlen den Geschäftsführern für solche Fragen oft auch schlicht die geeigneten Gesprächspartner.

 

Wie kommt das?

US: Aus Diskretionsgründen wird vielleicht nicht alles angesprochen oder die Angestellten können nicht Gesprächspartner sein, weil ihnen dazu das nötige Wissen fehlt.

 

RH: Um dennoch allfällige Risiken rechtzeitig zu erkennen, haben wir den BTO-Sensor entwickelt. Ein standardisiertes Analyseinstrument, in welches nicht nur das Wissen aus dem Treuhandbereich einfliesst, sondern auch aus Marketing, IT, und Versicherungen. Diese Aspekte bleiben nämlich fälschlicherweise oft unberücksichtigt.

 

Was genau ist der BTO-Sensor?

US: Die Grundidee hinter dem BTO-Sensor ist, die Revision und Beratung zu einem umfassenden Firmen-Check up zu kombinieren. Wir gehen damit weiter als die reine Buchprüfung und berücksichtigen alle wichtigen Unternehmensbereiche. Dazu haben wir mit Partnern aus den Branchen Treuhand und Recht, aber auch aus Marketing, IT und Versicherungen ein Team gebildet und ein standardisiertes Prüfverfahren für KMU entwickelt. Damit lassen sich Chancen und Risiken analysieren und eben auch diskutieren.

 

RH: Unsere erste Beratung nach dem Sensor hat sehr deutlich gezeigt, wie wirksam diese Analyse als Frühwarninstrument ist. Wir haben eine Werbeagentur analysiert und mussten auf etliche Gefahren hinweisen, die sich im Markt ergeben könnten. Diese sind dann leider auch alle eingetroffen. Das war eine sehr schwierige Zeit für den Geschäftsführer, aber da er vorgewarnt wurde, konnte er rechtzeitig agieren.

 

Sie erstellen also einen Bericht über die Chancen und Risiken eines Unternehmens und diskutieren diesen dann mit dem Geschäftsführer?

RH: Nein, die Diskussionen finden statt, bevor der Bericht erstellt wird. Oftmals erfährt man in Gesprächen ja auch wesentlich mehr als in einem reinen Bücherstudium. Was ebenfalls in gemeinsamen Diskussionen festgelegt wird, sind die Prioritäten. Es wird definiert, was wirklich unternommen werden muss, welche Zwischenziele gesteckt werden können und was vorerst vielleicht nur beobachtet werden sollte.

 

US: Der Sensor ist ja nicht als einmalige Analyse gedacht, sondern sollte, wie die Revision auch, periodisch vorgenommen werden. So ist der Sensor nicht nur ein Instrument zur Frühwarnung, sondern auch zur Kontrolle.

Interviewpartner

BTO Buchführung, Treuhand und Organisation AG

Urs Stüssi und Roland Hofer